DEUTSCHER BEITRAG 2010


“SEHNSUCHT”

 

Ein dreidimensionales Portrait der Sensibilität zeitgenössischer deutscher Architektur -

Mit dem Thema „Sehnsucht“ wird im deutschen Pavillon eine grundlegende emotionale Triebfeder architektonischen Handelns thematisiert. Der Schwerpunkt liegt auf der direkten sinnlichen Präsenz. Statt stellvertretender Modelle, Pläne oder Fotografien wird der Pavillon selbst als erstes Ausstellungsstück interpretiert und zu einem Sehnsuchtsort aufgeladen. Eine Auswahl deutscher Architekten und Kulturschaffender gibt ihren architektonischen Seh(n)süchten direkten Ausdruck. Im Sinne eines zeitgenössischen Salons entsteht ein Ort der Begegnung und interdisziplinären Reflektion über individuelle und kollektive Sensibilitäten der aktuellen Architekturlandschaft.


Das Thema „Sehnsucht“ beinhaltet die grundlegenden emotionalen, intimen und sinnlichen Aspekte der Architektur. Mit dem Beitrag soll das Unausgesprochene, das Unsichtbare der Architektur in eine öffentliche Präsentation überführt werden. Es geht um die Suche nach der Einheit von Architektur, Mensch und Natur – jene Einheit mit der Welt, die Kinder verspüren und die im Laufe des Erwachsenwerdens unwiederbringlich verloren zu gehen scheint. Die Sehnsucht nach dieser Einheit löst einen grundlegenden kreativen Prozess aus. In diesem Sinne soll im deutschen Pavillon ein temporärer Ort entstehen, in dem Sehnsüchte aufleben und reflektiert werden können.


Venedig selbst stellt bereits eine intensive Projektionsfläche architektonischer Sehnsüchte und Wünsche dar, deshalb wird der deutsche Pavillon als erstes Ausstellungsobjekt interpretiert und zu einem Sehnsuchtsort aufgeladen. In den Räumen werden daher keine architektonischen Pläne, Fotos und Modelle im klassischen Sinn ausgestellt, vielmehr soll die Gebäudehülle nur den Anstoß geben, den Ort anzureichern mit Atmosphäre. Es entsteht somit jenseits der Ebene des reinen Ausstellens ein kommunikativer Ort, der Raum für Diskussionen schafft.



AUSSTELLUNGS-
GESTALTUNG

 

Ein goldener Vorhang inszeniert den Übergang von außen nach innen, das Betreten des Pavillons und die atmosphärische Gestaltung der Innenräume richten sich an die verschiedenen Sinne der Besucher: Der Hauptraum präsentiert sich als großzügiger Freiraum, in dem über 180 deutsche und internationale Architekten und Kulturschaffende ihren architektonischen Sehnsüchten skizzenhaften Ausdruck verleihen. Der Pavillon mit den roten, stoffbespannten Wänden und Sesseln lädt dazu ein, zu verweilen und den Ort in sich aufzunehmen.


Die kleineren Seitenräume wirken als emotionale Kabinette inspirierend, irritierend und provozierend. Dort geht es immer um direkte Sinneswahrnehmung. Weiche Wandbespannungen, verspiegelte Oberflächen, Ausblicke und Vorhänge in verschiedensten Variationen kleiden den Pavillon zu einem künstlerisch inszenierten Gesamtwerk aus. Neben dem Roten Salon, dem Spiegelkabinett und dem Zimmer mit Aussicht werden die anderen Räume mit weiteren akustischen und visuellen Reizen überraschen.


Skizzenkollektion

Das Leitthema des deutschen Beitrages zur 12. Architekturbiennale in Venedig, „Sehnsucht“ ist auch gleichzeitig das Thema einer Skizzensammlung verfasst von Architekten und Kulturschaffenden. 182 zeitgenössische Architekten fertigten Zeichnungen zu ihrer ganz persönlichen architektonischen Sehnsucht an. Von renommierten Stararchitekten bis zu frei schaffenden oder angestellten Architekten unterschiedlicher Bürogrößen, von jungen, bekannten oder unbekannten Vertretern bis hin zu Studenten wurde eine große Bandbreite deutscher Architekten angefragt. Auch ein kleiner Prozentsatz von internationalen Persönlichkeiten ist unter den Verfassern der Skizzen zu finden. Die Originale werden in hölzernen Bilderrahmen dem Gestus eines Salons entsprechend ausgestellt. Die gesammelten Zeichnungen sind höchst individuell, die Vielfalt ist Programm. In den Skizzen wurde unterschiedlich – was Bildsprache wie auch inhaltliche Darstellung des Themas betrifft – reagiert, meist mit bildhaftem Ausdruck, manchmal auch nur mit Textfragmenten. Die Beiträge reichen von assoziativen Auseinandersetzungen über kritische und politische bis zu humorvollen Kommentaren. Eines ist allen gemeinsam: das Verlangen nach etwas Unausgesprochenem. Manchmal überträgt es sich sofort erfassbar auf den Betrachter, manchmal erfordert es Zeit, sich mit der Form und dem Inhalt kontemplativ auseinander zu setzen. Mit der Kollektion steht die Architekturskizze als Handzeichnung, die in den letzten Jahren zu einem Nebenprodukt architektonischen Schaffens verkommen zu sein scheint, im Fokus der Ausstellung im Hauptraum des deutschen Pavillons.



VERANSTALTUNGEN

 

Mit Vorträgen, Gesprächen und Musikaufführungen bespielt wird der Pavillon darüber hinaus zum Ort der Begegnung, der Inspiration, des persönlichen Austausches und der interdisziplinären Reflektion über individuelle und kollektive Sensibilitäten der aktuellen Architekturlandschaft. Nahezu wöchentlich treffen sich während der gesamten Laufzeit der Biennale Studenten, Architekten und Nichtexperten zu gemeinsamen Workshops.

> Übersicht Workshops


Zusätzlich zu den im deutschen Pavillon geplanten Veranstaltungen finden während der Dauer der Biennale „Außensalons“ in verschiedenen europäischen Städten wie München, Zürich und Berlin statt. Diese vernetzen das Thema des deutschen Biennale Beitrags in einen fächerübergreifenden, internationalen Kontext und ermöglichen eine inhaltliche Auseinandersetzung auch außerhalb von Venedig.

> Übersicht Außensalons



PERFORMANCES

 

Lesung von “Sehnsuchtstexten” bei der Berliner Pressekonferenz (17.06.):

Schauspielerin Daniela Voß
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Musikperformance während der Eröffnungstage in Venedig:

Ida-Marie Corell/IMCakaLLEROC
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